Die Weltreise
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Laos
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Es ist kurz nach sechs Uhr. Die schwarze Hülle der Nacht liegt noch unberührt über der Thanon Sakkarine. Tuk Tuks nähern sich und vertreiben die Stille durch ihre klappernden Motorengeräusche. Erst einige, dann unzählige entleeren ihren rückwärtigen Laderaum von Menschen aller Nationalitäten. Thailänder, Japaner, Chinesen, Europäer, Australier. Als ob die Weltengemeinschaft diesen Ort zu ihrem Treffpunkt erkoren hätte.  Einheimische lassen sich am Rande der Strasse auf ihren mitgebrachten Bambusmatten nieder. Im Lotussitz oder auf kleinen Schemeln niedergelassen rücken sie Ihre Utensilien zurecht. Den Bambustopf mit dem obligaten Klebreis, sowie Früchte, Süßigkeiten und Lotusblüten, deren zartroten feingliedrigen Blüten dem sich nähernden Grau der Dämmerung die ersten Farbtupfer entgegensetzen. Auch viele Asiaten, die nicht aus dem Land hinter dem Bambusvorhang kommen lassen sich an den Mauern der angrenzenden Tempel nieder, alle in andächtiger Erwartung und viele mit gelben Schärpen geschmückt. Der graue Schleier der Dämmerung wird immer weiter durch den anbrechenden Tag zurückgedrängt. Als ob die spektrale Empfindlichkeit eines Lichtmessers ausreichende Lichtmenge festgestellt hat, um ohne störendes Blitzlichtgewitter das folgende Ereignis für die Ewigkeit festzuhalten, scheint ein Signal ausgesendet zu werden und die Klostertore öffnen sich. Eine saffrangelbe Menschenschlange bewegt sich auf uns zu. Oranje kommt. Aber es sind nicht Robben, van Nistelroy oder Snejder, die sich uns nähern, sondern Mönche, die jeden Morgen hier den Weg zu den Gläubigen finden um ihre Almosen in Empfang zu nehmen. Luang Prabang, die alte Haupstadt im Norden von Laos ist das spirituelle Zentrum des Landes, das Zentrum des Buddhismus.

Siddhartha Gautama war Prinz eines kleinen nepalesischen Königreiches und ließ, kurz vor seinem dreißigsten Lebensjahr seine Familie und das luxuriöse Leben im Palast zurück, um den Weg zur spirituellen Erlösung zu finden. „Wertlos, so schien es ihm, wertlos und sinnlos hatte er sein Leben dahingeführt; nichts Lebendiges, nichts irgendwie Köstliches oder Behaltenswertes war ihm in Händen geblieben. Allein stand er und leer, wie ein Schiffbrüchiger am Ufer“ (Hermann Hesse, Siddhartha). Nach einer langen Zeit der Meditation erreichte er schließlich unter einem Bodhi Baum den Zustand der Erleuchtung. Aus Siddhartha Gautama war Buddha geworden. Die „Vier edlen Wahrheiten“ bilden das Grundgerüst seiner Lehre und durch den „edlen achtfachen Pfad“ einem humanistisches Grundgesetz wie wir es auch in den „zehn Geboten“ des Christentums wiederfinden, kann ein Lebewesen sich aus dem immer währenden Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt befreien, sein leidvolles Dasein hinter sich lassen und das Nirvana erreichen. „In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluß des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig“ (Hermann Hesse, Siddhartha). Die Überlieferung geht davon aus, das Buddha im Jahre 543 v.Chr. geboren wurde, und mit 80 Jahren im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh starb. Obwohl Buddhas Jünger und insbesondere Ashoka, ein Herrscher der altindischen Maurya-Dynastie, seine Lehre verbreiteten, hat sie in Indien nie richtig Fuß gefasst. In Indochina - von Myanmar bis Thailand - in China und Japan hingegen ist der Buddhismus die tragende Glaubensrichtung.

Der Buddhismus ist weniger eine Religion als vielmehr eine Lebensphilosophie, ohne Eroberungsdrang und missionarischem Eifer. Kein Mensch soll zum Buddhismus bekehrt werden. Der Buddhismus deutet die Welt aus der Sicht der bäuerlichen Gemeinschaft, die eng mit der Natur verbunden und immer im Kampf mit ihr und gegen sie steht. Wenn man die Lehre konsequent weiterdenkt, so lehnt sie im Grunde die bürgerliche Gesellschaft und damit auch den Fortschritt ab. Die erste der „vier Weisheiten“ lautet „Alles Dasein ist Leid (dukha)“. Nur was ist wenn man das gar nicht so empfindet, wenn man dieser äußerst pessimistischen Sicht der Dinge mit nihilistischen Konsequenzen nicht folgen kann? Glücklicherweise gibt es keine wahrhaft buddhistische Gesellschaft. Das Dogma der Lehre und die Meditation überlässt man den Mönchen oder jenen Menschen, die das Leben wirklich als Leid empfinden. Auch in Laos findet man viele Menschen, die neben der buddhistischen Lebensweise weiter dem Animismus folgen, und bei vielen Naturgöttern Hilfe suchen, um den Forderungen des Tages gerecht zu werden.

Der Weg vom Süden Vietnams nach Pakse, im Süden Laos, war beschwerlich. Die Strassenverbindungen von Vietnam nach Laos sind nicht sehr gut ausgebaut. Ich musste deshalb von Da Nang über Hanoi, Vientiane nach Pakse fliegen, was auch zwei Tage in Anspruch nahm. Amkha begleitet mich während der zwei Wochen. Ein Führer mit sehr gutem Hintergrundwissen und Deutschkenntnissen, die mich in die Lage versetzten seine Botschaften auch zu verstehen. Und ein Guide der keine Ambitionen hatte seine Freizeit zu optimieren.

Östlich von Pakse, das in der Mekongebene liegt, steigt das Gelände langsam an. Bewaldete Berggipfel bestimmen die Landschaft, bis wir ein etwa 800 m hochgelegenes Plateau erreichen – das Bolaven Plateau. Und wieder erreicht mich der letzte Vietnam Krieg. Das Plateau war der Umschlagplatz für den Nachschub, den die Viet Kong über den Ho Chi Minh Pfad nach Südvietnam transportierten. Die US Luftwaffe hat deshalb dieses Gebiet sehr stark bombardiert und kein Dorf, keine Pagode und kein architektonischer Zeuge der Kolonialzeit blieb unbeschadet. Das Bolaven Plateau ist etwa 10.000 qkm. groß und dank seinem vulkanischen Boden ein sehr fruchtbares Gebiet für die Landwirtschaft. Kaffee, Tee und Gewürzpflanzen werden hier wieder angepflanzt. Wir besichtigen den Tad Fane und Tad Lo Wasserfall und übernachten im Tad Lo Resort direkt an den Fällen. Elefanten kommen von der Arbeit zurück und nehmen ihr Bad in den kühlen Fluten des Wassers. Nach dem eher kühlen Vietnam erlebe ich in Laos ein für die Jahreszeit sehr warmes Klima, mit Tagestemperaturen zwischen 28 und 32 Grad.

Der Mekong floss glatt und friedlich dahin. Unser Boot glitt ruhig gegen Süden, getragen von den schlammigen Fluten, die manchmal dicke Blasen zeigten. Keine Frachtschiffe auf dem größten Strom Südostasiens, keine Motorengeräusche oder Huptöne, nur gelegentlich kleine Fischerboote, die mit Netzen und Angeln ihren Fang machten. Links und rechts am Ufer einfache Bambushütten, die im Schatten von Kokospalmen stehen. Die Laoten sind ein armes Volk, aber die Natur gibt ihnen Nahrungsmittel, die ein einfaches Leben ermöglichen, ohne das die Bevölkerung Hunger leiden muss. Aber die medizinische und schulische Unterversorgung, insbesondere auf dem Lande, ist nicht zu leugnen.

Laos besteht größtenteils aus Gebirge und dicht bewaldetem Bergland. Es hat die Größe der alten Bundesrepublik, allerdings nur 6 Mio. Einwohner, wovon ca. 10 % in der Hauptstadt Vientiane leben und ist das einzige Land in Indochina, das keinen direkten Zugang zum Meer hat. Der Mekong entspringt in Tibet, ist ca. 4400 km lang, durchfließt Laos auf einer Länge von knapp 1900 km und bildet zum größten Teil auch die natürliche Grenze zu Thailand.

Wir haben Wat Phu besichtigt, das alte Cham Heiligtum aus dem 5.-6. Jh., das durch die späteren Khmer Einflüsse stark an Angkor erinnert und sind jetzt auf dem Weg in das Grenzgebiet zu Kambodscha, dort wo der Mekong mäanderartig auf eine Breite von 14 km angewachsen ist und ein Seengebiet bildet, das die „4000 Inseln“ genannt wird. Dort befindet sich auch der größte Wasserfall Südostasiens „das Getöse des Mekong“ genannt, was Khong Phapheng in der Übersetzung bedeutet. Die Fälle sind einige Kilometer lang, 15 m hoch und im Vergleich zu Iguacu, das ich zu Beginn des Jahres besuchen konnte, eher schmalbrüstig, vielleicht mit dem Rheinfall bei Schaffhausen vergleichbar. Aber sie bilden einen natürlichen Schutzschild nach Süden, was einer französischen Expedition im 19.Jh., die den Mekong hinauf nach China wollte, eine unüberwindbare Barriere entgegensetzte. Alle Versuche die Wasserfälle durch Kanäle schiffbar zu machen ist bisher am Einspruch der Laoten gescheitert. Die Ursprünglichkeit dieses großen Wasserlaufes wurde so erhalten. Weiter so! Wieder zurück in den Norden. Wir fahren zurück nach Pakse um von dort den Flug nach Vientiane zu nehmen.

Der ethnische Ursprung der Mehrheit der heutigen Bevölkerung geht auf Wanderbewegungen von Tai Stämmen zurück, die aus zentralasiatischen Siedlungsräumen nach Süden vordrangen und sich im indochinesischen Raum von Burma bis Thailand niederließen. Der Höhepunkt dieser Völkerwanderung wurde im 13. Jh. erreicht, als die Mongolen China überfielen und viele Stämme nach Süden auswichen. Das heutige Laos geht auf das Reich Lan Xang Hom Khao zurück, das von Fa Ngum, Sohn eines Lao Fürsten 1353 gegründet wurde und der den Theravada Buddhismus (kleines Fahrzeug) zur Staatsreligion bestimmte. In der Folge musste das kleine Land sich immer wieder Angriffen der Nachbarstaaten erwehren. Seine Blütezeit hatte es unter König Souligna Vongsa im 17. Jh.. Nach seinem Tod setzten Streitigkeiten über sein Erbe ein, was eine Dreiteilung des Landes in das Königreich Luang Prabang im Norden, Champasak im Süden und Vieng Chan (dem heutigen Vientiane) in der Mitte, zur Folge hatte. Während Luang Prabang vorübergehend unabhängig blieb gerieten die beiden anderen Reiche bald unter den Einfluss von Vietnam und Siam, dem heutigen Thailand, das im 18. Jh. auch ganz Laos unter seinen Einfluss brachte. Vieng Chan wurde im 18. Und 19. Jh. zweimal von Siam dem Erdboden gleich gemacht. Ende des 19. Jh. wurde Laos Teil von Französisch Indochina. Nur der König von Luang Prabang, Sakkarine, durfte unter der Ägide der Franzosen seinen Titel behalten, die mit einer kleinen Unterbrechung während des zweiten Weltkrieges (Besetzung durch Japaner) und kurzfristigen Unabhängigkeitserklärung der Laoten 1945/46, bis 1954 über Laos herrschten. Während des Vietnamkriegs war Laos neutral. Trotzdem bombardierten die US-amerikanischen Streitkräfte Laos um den Nachschub der Vietkong, der über den Ho-Chi-Minh-Pfad auch über laotisches Territorium führte, zu unterbinden. Nach dem Ende des Vietnamkrieges wurde Laos 1975 unabhängig. Die kommunistische Pathet Lao übernahm die Macht. Die Laotische Revolutionäre Volkspartei ist auch heute noch die einzige zugelassene Partei in Laos.

Durch die Zerstörungen durch Siam im 18. und 19. Jahrhundert ist die historische Vergangenheit von Vientiane fast vollständig verlorengegangen. Der Wat Si Saket ist der einzige Tempel, der alle Turbulenzen überstanden hat. Er beherbergt über 1000 Buddha-Statuen verschiedener Größen, Stilrichtungen und Epochen. Weiterhin sind einige schöne Kolonialbauten erhalten, u.a. der dem Triumphbogen nachempfundene Patu Xay. Der Ho Pha Keo hat einst den aus Jade geformten grünen Buddha beherbergt, der von den Siamesen im 18. Jh. gestohlen wurde. Der heutige Tempel ist ein Nachbau des seinerzeit zerstörten Originals. That Luang, eines der bedeutenden Pilgerstätten des Landes wurde 1873 durch chinesische Ho-Banditen zerstört und im 20. Jh. von den Franzosen wiederaufgebaut. Vientiane ist eine immer wieder rekonstruierte Stadt, in der die leidvolle Geschichte des Landes, im Würgegriff seiner mächtigen Nachbarn, sich widerspiegelt.

Wir fliegen nach Xieng Khouang ins rauhe Hochland des Nordosten, wieder mit einer ATR 72, einer zweimotorigen Turbo-Prop Maschine von Air Lao, auf deren Schwingen ich sicher und komfortabel durch das Land getragen wurde. Xieng Kouang war die Hochburg der Pathet Lao. Diese Region wurde während des Vietnam Krieges am intensivsten bombardiert. Insgesamt haben die Amerikaner 3 Millionen Tonnen Bomben über Laos abgeworfen, pro Kopf der damaligen Bevölkerung 1 Tonne. Die Stadt Xieng Khouang wurde dem Erdboden gleich gemacht. An ihrer Stelle entstand das heutige Phonsavan, eine wenig pittoresque Ansiedlung von Zweckbauten. Die Bevölkerung hat in den unzähligen Höhlen der Karstmassive Schutz vor den Bomben der Amerikaner und den heftigen Kämpfen zwischen Pathet Lao  und Einheiten der königlich-laotischen Truppen gesucht. In einer dieser Höhlen – Tham Phiu – kamen 1968 400 Frauen, Kinder und alte Menschen um, als die Höhle von einer Phosphorrakete getroffen wurde. Im Westen wäre dieser Ort zur „Höhle der Martyrer“ erklärt worden, die Menschen hier meiden ihn, denn in der Höhle sind immer noch die „phi“, die Geister der Toten.

Auf dem Weg zur „Ebene der Tonkrüge“ kommen wir durch kleine Ortschaften, in denen man Zeugnisse des Krieges in anderer Form findet. Blindgänger wurden hier zu Zaunpfählen, Futtertrögen und Blumenkübel verarbeitet. Die Ebene der Tonkrüge liegt etwa 8 km südöstlich von Phonsavan. Auf einem Savannengebiet von 25 ha liegen weit verstreut mehrere hundert, zwischen 200 kg und 1000 kg schwere mannshohe Krüge, deren Alter auf etwa 2000 Jahre geschätzt wird. Wie die Krüge auf das Plateau gekommen sind und welche Zweckbestimmung sie hatten ist wissenschaftlich noch nicht abschließend erforscht. Es wird vermutet, dass sie als Begräbnisurnen gedient haben, aber wie die Statuen auf den Osterinseln bleibt die Herkunft ein immer noch ungelöstes Geheimnis der Kulturgeschichte. Von den insgesamt 5 verschiedenen Gebieten, auf denen sich die Behältnisse befinden, können wegen der immer noch großen Gefahr von UXO (unexploded ordinance) nur 2 besichtigt werden, und auch dort sollte man sich nur auf bezeichneten Wegen bewegen.

Wie bereits erwähnt wird Laos von einer Einheitspartei regiert. Viele der Häuser in der Region hissen sowohl die Nationalflagge (blau und rot mit weißem Kreis im Zentrum) als auch die Parteifahne (rot mit Hammer und Sichel im Zentrum). Während meines Aufenthaltes fanden die SEA Games in Laos statt. Die SEA Games sind die kleine Olympiade für die südostasiatischen Staaten. Selbstverständlich ist die Fernsehberichterstattung allgegenwärtig. Nun saß ich in der Lobby meines Hotels und schaute mir ein Fußballspiel an, ich glaube es war Thailand gegen Vietnam, als völlig unmotiviert, so empfand ich es jedenfalls, plötzlich der Fernsehclip einer Militärparade eingespielt wurde, die offensichtlich historischen Bezug hatte, denn einige Aufnahmen waren noch in Schwarz-Weiß. Untermalt wurde diese Parade, die im knackigen Stechschritt auf dem Bildschirm an mir vorbei zog, mit Einspielungen von Portraits hochdekorierter Militärs und Zivilisten, die offensichtlich in der Geschichte des Landes eine ikonenhafte Bedeutung hatten. Dies war jedenfalls meine Interpretation, da ich des Laotischen nicht mächtig bin, von den vielen Minderheitensprachen, die insbesondere im Norden des Landes eine große Verbreitung haben, einmal abgesehen. Nach einigen Minuten war die skurille Vorstellung beendet, und die Übertragung des Live-Spiels wurde fortgesetzt.  Die Fahrt nach Luang Prabang am nächsten Morgen konnte nicht begonnen werden, ohne den Besuch des lokalen Marktes. Nun sind die Marktbesuche in exotischen Ländern immer ein Highlight, weil sie doch die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten der Menschen widerspiegeln. Was ich aber in Phonsavan sah hat alles, bisher erlebte, übertroffen. Fette Ratten, lebende kleine Frösche, Eichhörnchen, Wiesel, gerupfte Singvögel, die schon auf einem Holzstab aufgezogen für das Grillen vorbereitet waren. Eine Verkäuferin griff in einen Haufen lebender Maden, und wog ein Pfund des Krabbelgetiers ab, das für 20.000 KIP (1,60 EURO) die Besitzerin wechselte. Bei diesem Preis kann man doch nicht meckern. Die Laoten essen buchstäblich alles, nur nicht Hund. Diese werden in LKW Ladungen nach Vietnam verkauft, wo sie in den dortigen Kochtöpfen landen. Ich habe schon Meerschweinchen in Peru und jetzt Schlange in Vietnam gegessen, an Ratte würde ich mich aber nicht heranwagen.


Die Fahrt nach Luang Prabang hat mich durch eine der schönsten Landschaften geführt, die ich auf dieser Reise bisher gesehen habe. Die Strasse führte in Serpentinen durch das satte Grün des Mittelgebirges. Tagetessträucher in gelben, dunkelorangen, roten und lila Schattierungen säumen den Straßenrand. Der Weihnachtsstern, der in unseren Breiten nur als kleine Topfpflanze bekannt ist wächst hier meterhoch und bildet mit seiner burgunderfarbenen Kolorierung ein lebendiges Dach unter dem eine Vielfalt an Farbenpracht gedeiht. Bougainvilleen mit ihren rotlila getönten Blüten grenzen unseren Weg ein. Schilfpflanzen überragen Bananenstauden, wiegen sich im milden Wind und setzen Assoziationen mit morgenländischen Fächern frei, die Kühlung verschafften. Die Wiederaufforstung von Primärwald wird konsequent betrieben. Immer wieder sehen wir Wälder von jungen Teakbäumen, deren 30 x 30 cm großen, dunkel- und hellgrün gefärbten Blätter einen purpurnen Farbstoff abgeben, der von den Laoten zum Färben von Stoffen eingesetzt wird. Der Teakbaum ist ein relativ schnell wachsender Baum, der schon nach 10 Jahren eine Höhe von 20 m erreichen kann.

Wir halten in verschiedenen Dörfern, die alle noch sehr naturbelassen sind. Hier im Bergland von Laos leben viele ethnische Minderheiten. Offiziell gibt es 68 verschiedene ethnische Gruppen in Laos, die ihre eigene Sprache und Kultur haben. Die Lao Loum, die eigentlichen Laoten, auf die auch der Name des Staates zurückgeht, bilden die größte Gruppe. Aber es gibt noch Mon-Khmer, Khmu, Hmong, Katang und viele andere. In einem der Dörfer sehen wir junge Hmong Mädchen in ihrer farbenreichen Neujahrstracht beim Ballspiel mit jungen Männern. Stundenlang werfen sie sich Tennisbälle zu und singen den alten Reim: „Wenn Du mich liebst, ziel besser....Wenn Du mich willst, mach Dich schöner“, oder so ähnlich.

Nach siebenstündiger Fahrt erreichen wir unser Ziel.  Luang Prabang ist zauberhaft, hingeduckt in seinem lauschigen Tal, umgeben von Berggipfeln, die wie mit einem chinesischen Pinsel gemalt sind, überragt vom Hügel des Wat Phusi, von dem aus die Pracht der Tempel in weiser Unordnung auf dem Landstreifen zwischen dem Mekong und dem Nam Khan verstreut, für die Ewigkeit erbaut scheint. Seitdem die Laoten ihren Bambusvorhang etwas gelüftet haben, ist auch ein Teil der Unschuld der Stadt verlorengegangen. Überall gibt es jetzt kleine Pensionen und Hotels, sowie Souvenirläden und Restaurants, die Stadt wurde aber nicht mit Beton zugeschüttet, sondern der lokale Stil der Bauwerke blieb erhalten.

Das bekannte französische Sprichwort, wonach die Laoten den Reis wachsen hören, während Khmer und Vietnamese etwas für dessen Wachstum tun, gilt nur noch eingeschränkt. Der ökonomische Sinn hat auch dieses Land erreicht und man beginnt die Chancen für eine Verbesserung der Lebensqualität zu nutzen, nicht überall im Lande, aber überall begleitet Freundlichkeit und Sanftmut, die einige asiatische Völker, insbesondere aber die Laoten auszeichnen, ihr Handeln.


So, Jean Passepartout verlässt Asien nach mehr als 2 Monaten intensiven Reiseerlebnissen und wendet sich einer anderen Region, einem anderen Kulturkreis zu. Die nächsten gut 3 Monate führen mich nach Ozeanien, zu den Aboriginies, den Maories und den Nachkommen europäischer Auswanderer, die dort ihre eigene Identität gefunden haben.

In der Zwischenzeit wünsche ich Allen, die meine bisherigen Reiseerlebnisse interessiert verfolgt haben, frohe Weihnachten und ein gesundes, erfolgreiches und erfülltes neues Jahr.

 

 

 

Jean Passepartout

 

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