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Mexico
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Passepartout hat das polynesische Dreieck verlassen und bewegt sich auf den Schwingen eines Airbus 330 von Air New Zealand weiter nach Osten zu seinem nächsten Ziel - Mexico. Zeit nochmals in den „Brunnen der Vergangenheit“ bis zur Wiege der Menschheit hinabzusteigen. Diese liegt nur in ca. 2 - 3 Millionen Jahren Tiefe am oberen Rand der Zisterne die 4,5 Mrd. Jahre hinab, bis zur Entstehung unseres Sonnensystems, reicht. Die Menschheit plätschert quasi am oberen Rand des historischen Wasserreservoirs und wenige Eimer würden ausreichen um ihre Existenz aus unserem „Brunnen der Vergangenheit“ auszulöschen. Der Mensch ist ein Baby in der zeitgeschichtlichen Betrachtung unseres Lebensraumes, und zwar ein ganz junges.

Die Wiege des Menschen findet man im östlichen Afrika, wo die Urahnen von „Ritchie“, dem Orang-Utan, den ich auf meiner Reise in Borneo antraf, sich zum Homo Erectus und schließlich zum Homo Sapiens entwickelt haben. Von dort aus verbreitete sich der Mensch rasch über die Weiten unserer Kontinente. Sich gen Norden wendend erreichte er das heutige Europa aber er beschritt auch den Weg nach Nordosten über Mesopotamien nach Indien, Südostasien, China und den Osten des heutigen Sibiriens. Die Indianer Amerikas kamen über die Beringstraße aus Sibirien nach Alaska. Die klimatischen Bedingungen waren zu dieser Zeit für eine Wanderung günstig. Vor 20.000 Jahren war ein Drittel der Erdoberfläche - dreimal so viel wie heute – von Eis bedeckt. Nahezu ganz Kanada war von einer massiven kontinentalen Eisfläche überzogen. In diesen gigantischen Gletschern war soviel Wasser gebunden, dass der Wasserspiegel der Weltmeere deutlich gesunken war. Es ragte damals eine massive gletscherfreie Landbrücke aus dem Meer hervor - die sogenannte Bering-Landbrücke, die Sibirien mit dem heutigen Alaska verband. Über diese Landbrücke zogen die Tierherden der Pflanzenfresser und die Jäger folgten ihnen, denn die Gletscher verschoben auch die natürlichen Vegetationszonen nach Süden. Als die Gletscher abschmolzen wurde diese Landbrücke wieder überschwemmt und die Wasserstraße zwischen Sibirien und Alaska entstand, die Indianer waren von ihrem Ursprungskontinent abgeschnitten. Sie zogen langsam weiter Richtung Süden, folgten Mammuts und Bisons und besiedelten so den nord- und südamerikanischen Kontinent.

Wenn man in der Dunkelheit Mexico Stadt anfliegt leuchtet die Stadt in einer Ausdehnung wie man sie nur selten sieht. Ca. 22 Millionen Menschen leben in der Zona Metropolitana del Valle de México auf 7.800 qkm, im kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Zentrum des Landes, das eines der größten Metropolregionen der Welt ist. Mexiko-Stadt liegt am südlichen Ende des 60 Kilometer langen und 100 Kilometer breiten Tals von Mexiko auf einer Höhe von durchschnittlich 2.310 Metern über dem Meeresspiegel  und ist auf drei Seiten von Bergen umgeben – unter anderem von den berühmten Zwillingsvulkanen  Popocatépetl und Iztaccíhuatl sowie der Sierra Nevada.

Der Besuch von Mexico ist mit einer organisatorischen Neuerung für Passepartout verbunden, er ist nicht mehr alleine unterwegs sondern in einer Gruppe von Deutschen, Österreichern und Schweizern die ebenfalls die Kulturschätze dieses alten Landes in Augenschein nehmen wollen. Jede Gruppe hat einen Führer, in unserem Fall eine Führerin. Ana ist eine etwa 60 jährige Mexikanerin mit hervorragenden Deutschkenntnissen und viel Erfahrung in ihrem Beruf als Reiseleiterin, mit der sie die Gruppe immer auf Linie und Trab hielt. Unser Hotel lag um die Ecke vom El Zocalo, dem Zentralplatz in Mexico City, dessen offizieller Name eigentlich Plaza de la Constitucion lautet. El Zocalo heißt übersetzt „Sockel“ und nimmt Bezug auf das ehemalige Denkmal des spanischen Königs Carlos, das nach der Unabhängigkeit von Spanien im Jahre 1821 beseitigt wurde. Nur der Sockel blieb übrig. Der große schmucklose Platz umfasst genau das Zentrum, was einst Tenochtitlán war, die Stadt, die von den Azteken 1325 gegründet wurde. Ihrer Überlieferung zufolge hatten sie von ihrem Gott Huitzilopochtli den Auftrag erhalten, an der Stelle eine Stadt zu gründen, wo sie einen Adler fänden, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verspeiste. Adler, Schlange und Kaktus bilden das Zentralmotiv der heutigen mexikanischen Flagge. In Wirklichkeit hat sich die Gründungsgeschichte natürlich anders zugetragen. Für die von Ort zu Ort getriebenen Méxica, wie die Azteken eigentlich genannt wurden, bedeuteten die kleinen Inseln inmitten des flachen Sees in erster Linie einen guten strategischen Rückzugspunkt. Die Stelle war gut gewählt, denn der See versorgte sie mit Fisch, und der Boden der Chinampas, der schwimmenden Gärten, die sie anlegten, war überaus fruchtbar.

Das Mexico City ursprünglich auf einem See erbaut wurde kann man heute nur noch im Süden der Stadt in Xochimilco erleben. Bunt geschmückte Boote mit Ausflüglern fahren durch die Kanäle. Frauen verkaufen von kleinen Booten aus ihre Waren und Speisen, und gelegentlich erlebt man Marimba-Musiker und Mariachi-Gruppen die von ihren Booten aus die landestypischen Lieder singen, immer in der Hoffnung auf ein paar Pesos. Wenn dann ganz lapidar Ana ihre Stimme ruhig erklingen lässt „geben sie ein Trinkgeld“ hat die Gruppe natürlich ohne Widerworte die Anordnungen ihrer Führerin in die Tat umgesetzt.

Die „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco gehören seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Besuch des Museo Nacinal de Anthrpologia war übrigens unser erster Anlaufpunkt und als solcher bestens gewählt, bekam man doch gleich zu Beginn der Rundreise einen guten Überblick über die Geschichte der Besiedlung Mexicos und der verschiedenen Indianerstämme, die in Mexicos Vergangenheit eine Rolle gespielt haben, von Olmeken über Azteken bis zu den Mayas um hier nur einige  stellvertretend für die Vielfalt der Ethnologie des Landes zu nennen.

Nördlich von Mexico City liegt Teotihuacán. Die Stadt, die hier vor 2000 Jahren erbaut wurde, war so groß wie das antike Rom. Sie hatte mindestens 125.000, vielleicht sogar 200.000 Einwohner. Aber wir kennen noch nicht einmal ihren richtigen Namen. Die Straßen und die 2000 Wohnkomplexe, die das Stadtbild in der Blütezeit prägten, waren schachbrettartig und symmetrisch geplant und mit militärischer Präzision gebaut. Die Wände waren ursprünglich mit Stuck verkleidet und mit Fresken verziert. Keine einzige Spur eines Palasts konnte gefunden werden, keine Bilder und keine Statuen der herrschenden Menschen, und keine Schriften, die uns Aufklärung über das Regierungssystem geben konnten. Es wird spekuliert, das Teotihuacán die erste Republik auf dem amerikanischen Kontinent war. Eine über zwei Kilometer lange  Straße zieht sich mitten durch die Stadt. Sie steigt von Süden her sanft an und weist in ihrer Verlängerung auf den Gipfel des Cerro Gordo, dem heiligen Berg der alten Mexikaner. Die Azteken nannten sie die "Straße der Toten", und dieser Name ist ihr auch heute noch gegeben. Im Norden wird die Straße durch die 43 m hohe Mondpyramide begrenzt, und an der Ostseite ragt die 65 m hohe Sonnenpyramide, ein quadratisches aus rötlichem Vulkangestein erbaute Bauwerk, das mit seinen 225 Meter Seitenlänge fast die Größe der Cheopspyramide in Ägypten aufweist. Die Sonnenpyramide steht genau im Zentrum von Teotihuacán. Es bleibt die Frage zu beantworten, warum die Azteken in den Trümmern der Stadt die Reste eines gigantischen Friedhofs sahen und die Hauptstrasse die „Strasse der Toten“ nannten. 1998 wurden in Teotihuacán immer wieder Grabkammern mit rituell, durch die unterschiedlichsten Tötungsarten, hingerichteten Toten, gefunden. Sie reichen von geschmückten und arrangierten Leichen von Aristokraten, bis zu massenhaft Hingerichteten, deren Körper einfach in die Kammern geworfen wurden. Die meisten Toten hatten die Hände hinter dem Rücken gefesselt und waren geköpft worden oder hatten einen eingeschlagenen Schädel. Andere wurden wahrscheinlich lebendig eingemauert, zusammen mit magischen Tieren wie Jaguar, Adler oder Schlangen. Genetische Untersuchungen der Sklette haben ergeben, dass die Toten nicht Mitglieder des einheimischen Stammes waren sondern von weit entlegenen Stämmen kamen. Offensichtlich machte man Jagd auf Menschen um sie aus sakralen Gründen oder um die Macht eines Herrschers zu zementieren zu opfern, so nicht nur die Bewohner von Teotihuacán, sondern auch jüngere Stämme wie die Azteken und Mayas. In seinem Film „Apocalypto“ schildert Mel Gibson, diesmal als Regisseur, wie die Jagd nach Menschenopfern scheinbar eine Hauptbeschäftigung der damaligen Zeit darstellte.

Villa de Guadalupe ist ein nördlicher Vorort von Mexiko City auf dem Berg Tepeyac. In Villa de Guadalupe befindet sich die „Basilika der Jungfrau von Guadalupe“. Sie ist das wichtigste katholische Heiligtum Mexikos und eines der bedeutendsten Marienheiligtümer der Welt. Ausgangspunkt der römisch-katholischen Wallfahrt ist eine Marienerscheinung. Die Jungfrau Maria soll dem 57jährigen Indio Juan Diego auf dem Berg Tepeyac erstmals erschienen sein. Als Juan Diego dem beim Bischof von seinem Erlebnis berichtete, entstand auf seinem Mantel auf unerklärliche Weise ein Bild der Mutter Gottes. Der Mantel mit dem Gnadenbild "Unsere liebe Frau von Guadalupe" ist heute noch zu sehen. An der Stelle der Erscheinung wurde eine Kirche errichtet, die aufgrund von Erdsenkungen für Besucher und Pilger gesperrt werden mußte. Die neue Basilika, entworfen vom mexikanischen Architekten Pedro Ramírez Vázquez wurde 1975 eröffnet. Sie hat 10.000 Sitzplätze und kann insgesamt bis zu 40.000 Besuchern Platz bieten und ist damit eines der größten Kirchengebäude weltweit.

Der Trip nach Puebla führt uns aus dem Kessel von Mexico-City hinaus über einen 3000 m hohen Pass hinab in die 1531 von Karl V. gegründete Stadt, die seit Jahrzehnten das mexikanische Hauptwerk von Volkswagen beherbergt. Neben den vielen Klöstern, Kirchen und Kolonialbauten sowie den „Talavera“ mit den vielfarbigen Designs bei dem Orange, Gelb und Blau überwiegen, hat die mit knapp 1,5 Mio. Einwohner fünftgrößte Stadt des Landes auch noch ein kulinarisches Highlight zu bieten. Don Manuel Fernández de Santa Cruz, der Erzbischof von Puebla, empfing den spanischen Vizekönig Don Antonio de la Cerda y Aragón, und die Nonnen des Klosters Santa Rosa waren dazu ausersehen, die festliche Mahlzeit zu bereiten. Natürlich verlangte der Anlass etwas Besonderes, und Schwester Andrea beschloss, den obligatorischen Truthahn mit einer Soße zu verfeinern, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte: Mutig vermengte sie Dutzende von Zutaten aus der spanischen und der indianischen Küche und schuf einen dunklen, dickflüssigen Brei, der noch heute die Krönung mexikanischer Kochkunst bedeutet: die „mole poblano“.

Über viele Jahrtausende schon zogen Menschen über die Handelsstraßen Mesoamerikas, dem heutigen Gebiet Mexikos und Zentralamerikas. Der Knotenpunkt dieser Handelsstraßen war das Tal von Oaxaca. Ein dichtes Netz von Handelsbe-ziehungen war hier entstanden, das dem Einflussbereich der jeweiligen Stammesgötter unterlag. Um die Götter positiv zu stimmen, brauchten die Fürsten im Tal einen besonderen Ort. Zu ihrer Kultstätte erkoren sie den Monte Alban, den "weißen Berg", der an Stelle einer Bergspitze mit einem natürlichen Plateau geschmückt war. So entstand um das Jahr 500 v. Chr. ein Zeremonialzentrum der Zapoteken, das sich im Laufe der Zeit zu einem der größten Warenumschlagplätze Mittelamerikas entwickeln sollte. Während der klassischen Periode ca. 350-550 n.Chr. erlebte Monte Alban seine Blütezeit. Bis zu 30 000 Menschen lebten in dieser Zeit an den Hängen des Berges. Monte Alban war das Zentrum politischer Macht und wirtschaftlichen Verbindungen. Ab 700 verlor die Stadt stark an Bedeutung und wurde schließlich um 950 völlig aufgegeben. Monte Alban blühte nochmals um 1300 auf und wurde von den Mixteken, die allerdings nie dort lebten, als Begräbnisstätte »Nekropole« benutzt. Der Hauptplatz ist von über 150 Grabstätten, Palästen, Plattformen und Tempeln umgeben. Außerdem wurden auf dem Monte Albán bemerkenswerte Reliefplatten mit den »Danzantes« (die nicht Tänzer, sondern gefolterte Kriegsgefangene darstellen) freigelegt. Mit seiner einzigartigen Anhäufung von Beigaben aus Gold, Silber und Jade war das Grab Nr. 7 im Jahre 1932 eine der wichtigsten Entdeckungen, gibt es doch einen wichtigen Hinweis auf die Macht und den Reichtum der Zapoteken.

Die Ruinenstätte Mitla befindet sich ca. 45 km von Oaxaca entfernt. Mitla stammt von dem aztekischen Wort "Mictlán" und bedeutet "Ort der Toten". Nachdem die Zapoteken von den Mixteken aus ihrer Heimat Monte Alban vertrieben wurden, gründeten sie in der Zeit 1100 n.Chr. ihre neue Hauptstadt Mitla. Mitla wuchs zu einem wichtigen Kultzentrum, wurde zum Wohnsitz der oberen Schicht, war aber auch der Sitz des zapotekischen Oberpriesters, dem Bigaña, der hier wichtige Besucher empfing. Fünf Gebäudekomplexe sind bisher in Mitla ausgegraben worden. Bemerkenswert sind die geometrisch, steinernen Gitterwerke und die unübertroffene Steinornamentik. Typisch für Mitla sind die mosaikartigen Muster der Wände.


Vielleicht ist es an dieser Stelle richtig eine kleine Zäsur zu machen und einen Rückblick auf die präkolumbische Geschichte Mexicos zu wagen, damit die ganzen „..teken“ Völker richtig eingeordnet werden können Die „Mutter aller Kulturen“, wie sie genannt wird war die Olmekische Kultur, weil sie aus ihrem Kerngebiet heraus – dem fruchtbaren und wasserreichen Gebiet von Tabasco und Veracruz - ihren Einfluss bis in das zentrale Hochland und nach Guatemala und San Salvador ausübten. Sie lebten in einem System von unabhängigen Stadtstaaten, an deren Spitz Priester und Krieger standen. Etwa 100 v.Chr. verschwanden die OLMEKEN aus, bis heute, ungeklärten Gründen. Die Kultur von Teotihuacan entstand um ca. 300 v.Chr. und erreichte ihren Höhepunkt im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung als die im Norden des Tales von Mexico am Texcoco See gelegene Stadt eine Ausdehnung von 20 qkm erreichte und 100.000 Einwohner beherbergte. Ihr Einfluss reichte bis in die heutigen Bundesstaaten Hidalgo, Mexico, Morelos, Puebla und Veracruz. Als Niedergang werden sowohl ökologische Gründe, als auch Bürgerkriege, vermutet. Im 9. Jh. war Teotihuacan nur noch eine Geisterstadt. Die MAYA sind eine der ältesten indigenen Volksgruppen im präkolumbischen Mesoamerika. Erste den Maya zugerechnete archäologische  Funde aus Cuello  (Belize) werden auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Wie die Olmeken hatten sich die Mayas in Stadtstaaten organisiert und pflegten ausgeprägte Handelsbeziehungen zu den Völkern des zentralen Hochlands und Zentralamerika. Ihre kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften bewegten sich alle auf  einem sehr hohen Niveau. Der Kalender der Maya ist der am weitesten entwickelte Kalender der mesoamerikanischen  Ureinwohner. Die Blüte der Mayakultur lag zwischen dem 6. und 9.Jahrhundert unserer Zeitrechnung und befand sich danach im Niedergang. Ab dem 10. Jahrhundert verließen die Maya ihre Städte und lebten in Splittergruppen verteilt im Süden Mexicos. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya als Volksstamm noch heute und leben auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala  und Honduras. Die TOLTEKEN wanderten im neunten Jahrhundert in Zentralmexiko ein. Dort gründeten sie ihre Stadt Tollán Xicocotitlán (Tula) und etablierten sich als neue Führungsmacht, nachdem in den rund zweihundert Jahren nach dem Untergang Teotihuacáns  ein Machtvakuum geherrscht hatte. Sie beherrschten den größten Teil Zentralmexicos zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert. Legenden schreiben den Tolteken eine detaillierte Kenntnis im Umgang mit Kupfer und Gold zu. In jedem Fall waren sie ausgezeichnete Architekten, die Prachtbauten für ihre Götter schufen. Ihr Götterkosmos war vielfältig und seine Verehrung schreckte auch nicht vor Menschenopfern zurück. Besonders pikant erscheint die Kombination von Spielen für das Volk, insbesondere Balltuniere, mit anschließender Opferung des Verlierers. Hauptfaktoren für den Niedergang könnten  Klimaveränderungen, sowie eine Invasion von Völkern aus dem Norden gewesen sein. Meist wird diese Rolle der Invasoren den Chichimeken, einem Nomadenvolk aus dem Norden Mesoamerikas, zugeschrieben. Über die AZTEKEN hatte ich eingangs schon berichtet. Ihre  Hochkultur bestand nur ca. 150 Jahre und wurde durch die Eroberung Mexicos durch Cortes 1519 – 1521, die dieser dank der Unterstützung anderer, den Azteken tributpflichtigen Völker, erfolgreich gestalten konnte,  beendet.


Die Fahrt von Oaxaca nach Chiapa de Corzo, in der Nähe der Grenze zu Guatemala, eröffnet Passepartout neue landschaftliche Eindrücke. Keine dunkelgrünen Tropenwälder die mit Feuchtigkeit gesegnet sind, sondern gelbbraune Sand- und Geröllwüste in welcher der Kaktus die einzige Pflanze zu sein scheint, die der Trockenheit und der Hitze trotzen kann, umgeben uns. Knapp 10 Stunden rumpelt unser modernes Touristengefährt, das dank Klimatisierung und ausreichendem Wasservorrat ein erträgliches Ambiente gestaltet, durch die öde Landschaft, immer von einem Schwarm von Geiern begleitet, die entlang dieser Verkehrsverbindung durch die beiden südwestlichsten Provinzen Oaxaca und Chiapas offensichtlch schon häufiger gut Beute gemacht haben. Belohnt werden die Strapazen am nächsten Tag mit einer Bootsfahrt durch den grandiosen Sumidero Canyon des Rio Grivalva, der die Heimat für Alligatoren, Tukane, Reiher und viele andere Vogelarten bildet. Durch den 1981 fertiggestellten Chicoasén-Staudamm am nördlichen Ende der Schlucht entstand hier einer der größten Stauseen  Mexikos, dessen 261 m hohe Staumauer auch zu den 10 höchsten der Welt gehört. Die Rückkehr des lebenswichtigen Nasses zeigt uns, dass wir mit Chiapas einen der wasserreichsten Bundesstaaten Mexicos erreicht haben. Weiter führt uns der Weg nach Osten, über San Cristobal de las Casas und Aqua Azul nach Palenque.

Palenque, die Ruinenstadt der Mayas wurde den beiden Amerikanern Stephens und Catherwood 1841 im Dschungel von Chiapas entdeckt. Palenques Blütezeit reichte vom 6. Jh. bis 10 Jh.. Nah-Chan, der Maya Name, der übersetzt „Haus der Schlange“ bedeutet, war ein Stadtstaat, der von Priesterkönigen regiert wurde, von denen Pacal und seinen Söhnen Chan-Bahlum und Xan-Kul, die etwa von 615 bis 720 regierten, die größte Bedeutung zukam. Der „Tempel der Inschriften“ ist eine achtstöckige Pyramide mit 69 Stufen, deren Hieroglyphen das Leben Pacal’s erzählen. Diese Pyramide, die in sich schon ein Kleinod darstellt, erhielt durch die Entdeckung von Pacal’s Grabkammer 1952 einen herausgehobenen Status. „Der Tempel der Inschriften“ ist der einzige Tempel der Mayas, der als Grabstätte gebaut wurde. Im übrigen ist dies auch in der Regel das Unterscheidungsmerkmal zu den ägyptischen Pyramiden, die immer als Grabmal erbaut wurden. In Palenque sind erst 15% des weitläufigen Ruinengebietes erforscht und dem Urwald abgerungen, so die Kreuzgruppe mit dem Templo de la Cruz und dem Templo del Sol. Der Tempel des Kreuzes wurde unter Chan-Bahlum, dem erstgeborenen Sohn Pakals  errichtet. Der Sonnentempel ist einer der schönsten von Palenque und steht auf einem Pyramidensockel. Im Innern befindet sich eine Relieftafel, die dem Tempel seinen Namen gab. Gleich neben den Sonnentempel steht der Tempel XIV. Auch hier befindet sich im Innern eine Relieftafel auf dem Chan Bahlum  zu sehen ist, der vor seiner Mutter tanzt.

Der weitere Reiseverlauf führt uns über Campeche, jene spanische Siedlung die an der Stelle der Mayasiedlung Kaan Peech („Schlange-Zecke“) 1517 gegründet wurde und deren Name sich von der Maya Bezeichnung ableitet. Campeche wurde bald zum wichtigsten Hafen Yucatáns. Der wachsende Reichtum hatte aber auch seine negative Seite. Nachdem Seeräuber im Jahr 1663 die Stadt überfielen und praktisch dem Erdboden gleich machten, begann 1688 mit Hilfe der spanischen Krone der Bau der Befestigungsanlagen, die heute noch ihre bedeutende Sehenswürdigkeit sind. Die Anlage umschloss nach 18-jähriger Bauzeit eine Fläche von rund 40 Blocks. Campeche wurde somit zur ersten befestigten Stadt der neuen Welt und ist seit 1999 Welterbe der UNESCO.

Auf der Weiterfahrt nach Merida machen wir in Uxmal Halt, wo wir auf Maya Ruinen treffen, die im Puuc Stil erbaut wurden, der den Namen von den sanften Hügelketten, Puuc genannt, welche die Anlage umgeben, erhalten hat. Die Mayaarchitekten haben für ihre Werke den ihnen zur Verfügung stehenden weiten ebenen Raum genutzt. Die Bauten im Puuc-Stils sind auf großen, von Menschenhand erschaffenen Esplanaden errichtet. Die Gebäude sind mit breiten Friesen versehen, die mit Mosaiken von geometrischen Figuren und stilisierten Formen aufwändig dekoriert sind. Daneben begegnet man überall den Masken des Regengottes Chac, dessen gebogene Nase den Kreislauf des Wasser symbolisiert. Die meisten Gebäude wurden zwischen 600 und 900 AD errichtet.

Merida, die Stadt die 1542 in der Nähe der Maya Siedlung T`Ho von dem Spanier Francisco de Montejo gegründet wurde ist auch heute noch kulturelles und wirtschaft-liches Zentrum Yucatans, und für die Gruppe die letzte Station bevor man in Cancun dann wieder in alle Winde verstreut wird. Aber bevor dies geschieht haben wir mit Chichen Itza, eines der neuen sieben Weltwunder, noch ein Highlight der Reise vor uns.

Die Stadt war vor tausend Jahren ein Zentrum mit großem Einfluss auf zahlreiche Indiokulturen in den heutigen Staaten Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador. Jetzt sind nur noch die steinernen Reste einiger Monumentalbauten erhalten, die auf einem weitläufigen Gelände verstreut liegen: Tempel, Paläste, Pyramiden, Ballspielplätze und ein Observatorium. Alle wesentlichen Elemente der präkolumbischen Architektur sind vorhanden. Das zentrale Bauwerk von Chichén Itzá, ist die Pyramide des Kukulcán. Die Spanier nannten sie „El Castillo“, weil sie wie eine Burg das flache Gelände beherrscht.  Was auch immer vor tausend Jahren der Zweck gewesen sein mag, die Architektur der Pyramide und des daraufgesetzten Tempels für den Schlangengott Kukulcán orientierte sich an den Vorgaben von Sonne und Mond. An allen vier Seiten der Pyramide führt eine Treppe hinauf zur oberen Plattform und jede hat einundneunzig Stufen. Zusammen mit der Schwelle am Tempeleingang ergibt dies dreihundertfünfundsechzig, die Anzahl der Tage eines Jahres. Das riesige Gebäude ist genau nach dem Stand der Sonne an diesem geographischen Ort ausgerichtet. Dadurch erreichten die Baumeister an der Vorderseite einen verblüffenden optischen Effekt. Zur Tag- und Nachtgleiche, am 21. März und 21. September, wirft der nordwestliche Winkel der Pyramide auf die Balustrade der Treppe ein Muster aus Licht und Schatten, das den Körper einer riesigen Schlange erscheinen lässt. Wenn diese Lichterscheinung kurz vor Sonnenuntergang mit dem in Stein gemeißelten Schlangenkopf am unteren Treppenabschluss zusammentrifft meint man Kukulcán, den mythischen Schlangengott der Mayas zu erkennen, der sich langsam von der Pyramide herabzuwinden scheint. In Chichén Itzá findet man noch die Ruinen eines Observatoriums, das in seiner Konstruktion an moderne Sternwarten erinnert. Kleine Öffnungen in der Kuppel dienten der Beobachtung des nächtlichen Himmels. In Chichén Itzá hat man mindestens zwölf Ballspielplätze gefunden. Der Juego de pelota stellt den größten und bedeutendsten der Mayakultur dar. Er befindet sich nordwestlich der Pyramide des Kulkulkán. Die Ausmaße des Spielfeldes betragen 168 x 38 m, es wird von acht Meter hohen Mauern flankiert, von denen der Ball zurück in das Spielfeld geprallt ist. Der Große Ballspielplatz von Chichén Itzá war - allein schon wegen seiner Ausmaße und der Höhe des Zielringes - kaum wirklich für das Ballspiel nutzbar sondern eher für zeremonielle Zwecke bestimmt und diente der Darstellung von politischer und vermutlich auch religiöser Macht. Einige hundert Meter nördlich der Pyramide des Kulkulkan findet man einen Brunnen  Dieser war Namensgeber für Chichén Itza, was in der Übersetzung „Mund des Brunnen der Itzá“ bedeutet. Dieser Mund ist eine so genannte Cenote, ein schachtartiges Loch über einer Kalksteinhöhle. Cenoten entstehen, wenn die Decke einer solchen Höhle einstürzt. Die füllt sich dann mit Regenwasser und dient der Süßwasserversorgung. In so flussarmen Gegenden wie der Halbinsel Yucatán waren die Cenoten überlebensnotwendig. Hier hat man bei archäologischen Untersuchungen viele Schmuckstücke und Keramiken gefunden, ebenso wie über einhundert menschliche Skelette. Offensichtlich wurden in diesem Brunnen Menschenopfer zu Ehren des Regengottes Chac dargebracht.

Mit der Besichtigung von Chichen Itza endet die Rundreise durch das Land der Azteken, Tolteken und Mayas. Passepartout hat sich wieder ein paar Tage Urlaub, an der Karibikküste Yucatans verdient, um dann zu seiner letzten Station aufzubrechen, dem Südwesten der USA.

 

Herzliche Grüße an alle Daheimgebliebenen

 

Jean Passepartout

 

 

 

 

 

 

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